«Erwachsene sind sentimentaler als Kinder»

Das erste Protokoll der Schulkommission stammt aus dem Jahr 1879. Eröffnet wurde die Schule wahrscheinlich schon früher. Seither sind viele Kapitel dazugekommen. Am Donnerstagabend fand die Geschichte der Schule Saxeten ihren Abschluss. In einer würdigen Feier mit Trychlern und Trachten verabschiedete sich Saxeten von seiner eigenen Schule, die wegen mangelnder Schüler geschlossen wird. Ab August gehen die Kinder aus Saxeten in Wilderswil zur Schule. Die Schliessung der Schule beschäftigt Saxeten bereits seit mehreren Jahren. Vom definitiven Ende sind viele verschiedene Personen betroffen. Vier davon äussern gegenüber dieser Zeitung ihre Gedanken zur Schliessung der Schule Saxeten.

Uwe Recke, Schulleiter

«Ich bin jetzt seit zehn Jahren Schulleiter und Lehrer in Saxeten. Bereits als ich meinen Job angetreten habe, begannen die Umstrukturierungen. Zuerst der Wegfall der Sekundarschüler und dann die Zusammenlegung der Schule in eine einzige Klasse. In den letzten Jahren mussten wir uns immer intensiver mit der Schliessung befassen. Die Zusammenarbeit mit Schulinspektor Bernhard Häsler und Bildungsvorsteher Daniel Seematter fand ich aber immer konstruktiv. Jetzt, da die Schliessung wirklich geschehen ist, kommt trotzdem ein bisschen Wehmut auf. Ich habe sehr gerne in Saxeten gearbeitet. In einer solch kleinen Schule ist der Umgang viel persönlicher und Probleme können noch ohne ein Heer von Schulsozialarbeitern gelöst werden. Nichtsdestotrotz freue ich mich auf meine neue Stelle als Oberstufenlehrer in Meiringen. Ich habe bereits in Deutschland in einer grösseren Schule gearbeitet. Die Umstellung wird mir also leicht fallen.»

Nicole Seematter, Schülerin

«Ich bin sehr gerne in Saxeten in die Schule gegangen. Klar ist es schade, dass die Schule in Saxeten schliessen muss. Die Lehrer und meine Kolleginnen und Kollegen werde ich sicher vermissen. Ich freue mich aber auch auf die Schule in Wilderswil, die ich nach den Sommerferien besuchen werde. Diesen Frühling haben alle Schüler aus Saxeten die Schule in Wilderswil bereits einmal besucht. Dabei habe ich bereits meine zukünftigen Klassenkameraden getroffen. Einige von ihnen kenne ich schon und auch die anderen scheinen nett zu sein. Meine bisherigen Mitschüler aus Saxeten werde ich sicher weiterhin im Dorf oder im Postauto sehen, das uns in die Schule und zurück bringt.»

Daniel Seematter, Bildungsvorsteher

«Seit ich 2009 das Ressort Bildung im Gemeinderat übernommen habe, ist die Schliessung der Schule ein allgegenwärtiges Thema. Zuerst dachte ich noch, ich könne die Schliessung bekämpfen. Doch ich merkte schnell, dass es aussichtslos ist. Für eine Schule braucht es Kinder und diese haben wir in Saxeten nicht mehr. Obwohl die Schliessung einer Schule eigentlich kein Grund zum Feiern ist, bin ich froh, dass wir den Abschluss in diesem würdigen Rahmen zelebrieren. Etwas Wehmut ist natürlich trotzdem da. Besonders wenn ich an meinen Sohn denke, der nächstes Jahr eingeschult wird und nie in Saxeten zur Schule gehen wird. Doch wahrscheinlich sind die Erwachsenen da viel sentimentaler als die Kinder. Sowieso sind die Schüler in Wilderswil in guten Händen. Dank dem Entgegenkommen von Postauto haben wir einen sehr guten Fahrplan. Damit kommen die Kinder einfach und praktisch nach Wilderswil. Sofern ich das Ressort Bildung behalte, werde ich in der Schulkommission Wilderswil natürlich darauf achten, dass es den Schülern aus Saxeten gut geht.»

Bernhard Häsler, Schulinspektor

«In der Arbeit eines Schulinspektors gibt es sicher schönere Aufgaben als eine Schule zu schliessen. Doch hier gab es aufgrund der Schülerzahlen keine Alternative. Auch wenn natürlich immer die Frage bleibt, ob Grösse ein Kriterium für Qualität ist. Mir ist aber auch wichtig zu betonen, dass die Zusammenarbeit mit der Gemeinde Saxeten sehr gut war. Die Behörden und Lehrer haben wirklich einen super Job gemacht. Die Schule in Saxeten schliesst, doch für die Schüler geht sie nicht zu. Sie gehen nun hinunter nach Wilderswil und ich hoffe, dass sie dort stolze Saxeter bleiben.»