Eine wachsende Skulptur von George Steinmann. 2002-2006.

 

Ausgangslage

Studienauftrag für eine künstlerische Intervention im Rahmen des vom Kanton Bern durchgeführten Umbaus des ehemaligen Frauenspitals von Bern zwecks Gesamt-unterbringung der Kantonalen Steuerverwaltung (ab 2003: Universität Bern, UniS). Das Werk nimmt Bezug auf die Kernelemente der Reorganisation der Steuerverwaltung: "Verstärkung des Teamgedankens", "ganzheitliche Bearbeitung der Aufgabe" und "Wechsel zu einer prozessorientierten Ablauforganisation". (Zitate aus dem Programm STEREO 2001.) Das Werk Saxeten ist eine Recherche über die Möglichkeit einer "Kunst-und Bau"-Intervention mit zukunftsfähiger Wirkung. Es definiert Kunst als gesellschaftsbezogene Praxis, deren Potenzial primär in der Entwicklung und Bereitstellung spezifischer Denk- und Arbeitsweisen beziehungsweise Kompetenzen liegt. Dies impliziert ein transdisziplinäres Engagement an der Schnittstelle zwischen dem Kunstfeld und den verschiedenen Lebenswelten. Oberste Prämisse ist die Schaffung eines Kunstwerkes mit gesellschaftlicher Relevanz. Der prozessorientierte Ablauf ist von zentraler Bedeutung und integraler Teil des Werkes. Grenzen sind, das macht diese Kunst wahrnehmbar, nicht statisch, sondern veränderbar, nicht hermetisch, sondern fliessend.

 

Der Ort

Das Werk ist aus dem Perimeter der Universität Bern ausgelagert und findet seinen Ort in einer der steuerschwächsten Gemeinden des Kantons Bern. Der Ort heisst Saxeten. Das Dorf hat 120 Einwohner. Wiewohl inmitten einer Tourismusregion gelegen, fliessen die Besucherströme bis heute an Saxeten vorbei. Das Dorf hat dadurch weitgehend seine bauliche Identität bewahrt. Die ausdünnende Infrastruktur besteht aus einem Schulhaus und einem Restaurant/Hotel. Der Laden im Dorf sowie das Postbüro wurden 2002 geschlossen.

 

Das Werk

Das Werk Saxeten besteht aus drei Teilen: Aus einer Fussgängerbrücke, einer Klause und einer Verortung an der Universität Bern, UniS.

 

Fussgängerbrücke

Der Zweck der 19 meter langen Fussgängerbrücke über den Saxetbach ist ein doppelter: Sie ist konkreter Brückenschlag und erschliesst den durch die Unwetter im Sommer 2005 unterbrochenen Wanderweg. Darüber hinaus ist sie ein Symbol der Grenzüberschreitung und Zeichen für einen Dialog zwischen Stadt und Land, zwischen Zentrum und Peripherie.

 

Klause

Die Klause, (Fläche 16m2) ist erschlossen durch den Saxeter Wanderweg. Sie soll allen Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft, Weltanschauung, Religion oder körperlicher Verfassung, Gelegenheit bieten einzukehren, sei es um nachzudenken oder zu meditieren. Dem Raum kommt dabei eine übergeordnete Bedeutung zu: Er öffnet sich symbolisch der Welt, lädt auswärtige Besucher in das Hochtal von Saxeten ein und fördert den sanften Tourismus. Von der Klause aus öffnet sich eine Blickachse weit in die Ferne: Nach Norden Tal auswärts, nach Süden auf den Talkessel und das Gebirge Schwalmere. Ein Motiv der klassischen Landschaftsmalerei, Zitat und greifbar real zugleich.

 

Verortung an der Universität Bern

Der dritte Teil des Werkes ist eine Verortung an der Universität Bern, UniS, mittels Fotografien aus Saxeten. Im Herbst 2006 erscheint über den Werkprozess eine Publikation mit Textbeiträgen von Dr. Hildegard Kurt, Berlin, und Prof. Dr. Peter Schneemann, Universität Bern.

 

Holz

Das Lärchenholz für das Werk Saxeten stammt aus dem nachhaltig bewirtschafteten, FSC-zertifizierten Berner Staatswald im kleinen Rugen bei Interlaken. Die Bäume wurden durch den berühmten Forstingenieur und Staatsmann Karl Albrecht Kasthofer ca.1820 angesät und entsprechend dem günstigsten Mondstand am 15./16. Dezember 2004 gefällt.

 

Netzwerk

 

Auftraggeber und Bauträgerschaft

 

Amt für Grundstücke und Gebäude des Kantons Bern. Projektleitung Daniel Baum.

Unterstützt durch die Kantonale Kommission für Kunst und Architektur; Präsident Andreas Fiedler.

 

Partner vor Ort

Gemeindebehörden Saxeten.

Hans Seematter, Grundstückeigentümer Klause.

Burgergemeinde Saxeten, Grundeigentümerin beidseits der Brücke.

Industrielle Betriebe Interlaken IBI, Jürg Nachbur, Bereichleiter Wasser.

 

Bauten

Die Bauten wurden in Zusammenarbeit mit Studenten der Hochschule für Architektur, Bau und Holz HSB in Burgdorf im Rahmen einer Semesterarbeit konzipiert. Leitung: Prof. Kurt Schenk. Assistenz: Nandita Boger. Studenten: Bernhard Schori, Stefan Schmid, Martin Burger, Gregor Allenbach (Klause). Stefan Schilt, Marcel Uetz, Dominik Perreten (Brücke).

 

Architektonische Begleitung

Häfliger von Allmen Architekten, Bern; Rolf von Allmen.

 

Bauingenieur

WAM Partner, Planer und Ingenieure, Bern; Patrik Fahrni, Hansruedi Meyer.

 

Baumeister

Gerber-Troxler Bau AG, Bönigen; Urs Troxler, Thomas Zenger und Mitarbeiter.

 

Holz für das Bauvorhaben

Amt für Wald des Kantons Bern, Waldabteilung 1, Oberland Ost, Interlaken;

Rudolf Zumstein, Fritz Hulliger, Ruedi Otth, Ernst Grossmann, André Giger, Marc Biedermann.

 

Sägerei

Hans Abegglen Sägerei, Bönigen.

 

Holzbau

Holzbauingenieure: Stuber & Cie AG, Schüpfen; Andreas Lüthi, Moritz Eggen,

Holzleimbau / Abbund: Stuber & Cie AG, Schüpfen; Bernhard Ritter, Adrian Schwammberger. Holzbau / Montage: Holzbau Zingrich, Saxeten; Robert Zingrich.

 

Transporte

Gerber Transporte Meikirch. GmbH; Hans Gerber.

Rubin & Morger Transporte, Wilderswil; Hannes Rubin und Daniel Morger.

Frutiger Kranbetrieb, Uetendorf; Reto Mathys und Mitarbeiter.

 

Projektautor und Gesamtleitung

George Steinmann, Bildender Künstler, Bern.